Die amtierende Kanzlerin wird ja gern „Mutti“ genannt. Von
einer „Mutti“ wird erwartet, daß sie die ihr anvertrauten Kinderchen versorgt,
betreut und ihnen das Gefühl vermittelt, sicher und geborgen in ihrer Obhut zu
sein. Natürlich kann damit von Zeit zu Zeit auch eine gewisse Strenge im Umgang
mit den Kinderchen verbunden sein, wenn diese nicht „spuren“. Mit Bestrafen muß
das aber noch nichts zu tun haben.
Aus diesem „Mutti“-Modell der Kanzlerin ergibt sich, daß sie die Bürger*innen und wohl auch ihre
politische Umgebung als „Kinderchen“, also fürsorglich paternalistisch
behandelt. Kinderchen haben nichts zu melden, sie sind ja keine mündigen
Erwachsenen. Man muß sie auch nicht fragen, was sie von den politischen
Maßnahmen der Regierung halten. Allenfalls prüft man des öfteren mittels
Umfragen ihre Stimmung gegenüber der Regierung und der Welt. Zum erstenmal
aufgefallen ist mir das bei der Weltwirtschaftskrise 2008/2009. Damals beschloss
und verwirklichte die Regierung sehr schnell Maßnahmen, die einen Zusammenbruch
der Bankenwelt verhindern sollten. Das Parlament wurde erst im nachhinein „unterrichtet“,
es durfte die schon verwirklichten Maßnahmen gnädigerweise dann noch absegnen.
Die Bürger*innen wurden gar nicht gefragt.
Das gleiche passiert jetzt in der sogenannten Coronakrise,
von der noch lange nicht klar ist, ob sie wirklich eine so außergewöhnliche Krisensituation
ist, wie sie von der Regierung und der vereinten MainstreamMedienFront gerne
dargestellt wird. Es deutet sich inzwischen an, daß Corona einfach ein neues
Virus ist, mit dem wir in Zukunft genauso werden zurecht kommen müssen wie mit
den schon bisher vorhandenen Viren. Jedenfalls geschah jetzt genau dasselbige. „Mutti“
verkündete, was getan werden wird und hielt einen flammenden Appell an ihre „Kinderchen“,
sich doch bitte zu fügen und den Anordnungen der Regierung brav und gehorsam
Folge zu leisten. Das Frappierende war, daß die Bürgerkinderchen sich ohne
Murren mehr als folgsam fügten. Es entstanden sogar wieder Verhaltensweisen,
die man für ausgestorben gehalten hatte. Blockwart, Denunziant, Untertan und
unterwürfiger Kadavergehorsam tauchten wieder auf aus dem offenbar
unergründlichen kollektiven Unterbewußtsein des deutschen Volkes. Innerhalb von
Wochen verwandelte sich ein Teil der bundesrepublikanischen Bevölkerung in
etwas, was man bisher nur von der untergegangenen DDR kannte, die BRD wurde zur
fürsoglich-paternalistisch regierten Neo-DDR. In der Person der MuttiKanzlerin
war das wegen ihrer Herkunft wohl schon immer angelegt.
In Jens Spahn und Markus Söder stehen mindestens zwei Politiker
bereit, die MuttiKanzlerin abzulösen, die beide die neoliberale Ideologie
geradezu gefressen haben. Und die ist nach Meinung vieler Kritiker die letzte
noch verbliebene totalitäre Ideologie, nachdem Stalinismus und Faschismus
untergegangen sind. Jens Spahn versucht, autoritäre Zwangsmaßnahmen wie den
Immunitätsausweis durchzusetzen. Markus Söder zelebriert die paternalistische Vaterfigur
nach österreichischem Kurz-Vorbild. Bei einer erheblichen Zahl folgsamer Bürgerkinderchen
mit Hang zur unkritischen Gefolgschaft gegenüber den Regierenden ist dieses
Land womöglich bald kein Land mehr für Querdenker.
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