In Bayreuth
hat der Regisseur Tobias Kratzer letztes Jahr auf der Bühne des Festspielhauses
visualisiert, was Framing ist. Der Rahmen war zu sehen. In ihm verharrte die
verknöcherte Wartburggesellschaft in ihren versteinerten Konventionen, ihrer
toten Ideologie und ihrer Angst, aus dem Rahmen zu fallen und dann nicht mehr
dazu zu gehören. So wie die, die schon äußerlich als nicht dazu gehörend markiert
waren: Venus mit ihren beiden Fans. Tannhäuser schwankte zwischen beiden Welten
und konnte sich nicht für eine entscheiden. Dieses Framing ist ein geistig-ideologischer
Laufstall für Unmündige. In ihm ist genug Raum, um ihnen die Illusion vermitteln
zu können, frei zu sein. Aber versuchen sie, den Laufstall zu verlassen, stößt
man sie bestrafend zurück. Wie es mit Kindern geschieht, die über den Laufstall
zu klettern versuchen.
Mit der
Verschwörungstheorie von der Verschwörungstheorie oder Verschwörungsmystik hat
man die ideologische Konstruktion des Laufstalles für Unmündige auf perfide und
geradezu geniale Weise ergänzt. Sie funktioniert, wie man mit uns Kindern
umging, wenn eins von uns Masern bekam. Die Eltern steckten uns zusammen. So
war die Sache auf einmal erledigt. Heute steckt man die mit den rationalen
Argumenten, mit denen sie etwa den irren Umgang des Mainstreams mit der Coronakrankheit
kritisieren, zu denen in den gleichen virtuellen Laufstall, die ebenso irre dagegen
polemisieren. So werden selbst anerkannte Experten mit dem Chemtrail-Virus infiziert
und ausgegrenzt. Sie werden zu misfits, zu Außernseitern wie die Chemtrailer,
also zu solchenen, die man ebenso wenig ernst nehmen darf wie die Chemtrailer;
denn sonst gehört man selbst nicht mehr dazu. Und es funktioniert.
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