Auf der Suche nach dem Spruch
in der Überschrift bin ich auf einen Text gestossen, den ich hier statt eines
eigenen Textes veröffentliche. Nicht, weil er faktenmäßig zur heutigen geopolitischen
Situation passt, sondern weil sein Appell genau richtig ist: Schaffen wir zwei,
drei, viele Hotspots, die den globalen Befreiungskrieg gegen den
völkermörderischen US-Imperialismus vorantreiben. Wenn der verbrecherischste
Hegemon, der je diesen Planeten beherrschte, mit zwei oder gar drei Kriegen
glaubt fertig werden zu können, sollte er mit hundert Kriegen konfrontiert
werden. Das müssen ja keine militärischen, keine großen wie in der Ukraine, sondern
können auch wirtschaftliche, politische, informationelle und digitale Kriege
sein.
Kopierte Vorbemerkung: "Schaffen
wir zwei, drei, viele Vietnam" wurde 1967 in Habana unter dem Titel „Mesaje
a la Tricontinental" veröffentlicht. Die deutsche Übersetzung besorgten im
selben Jahr Rudi Dutschke und Gaston Salvatore. Sie erschien in der
"kleinen revolutionären Bibliothek" der westberliner Oberbaumpresse.
Und hier der kopierte Text:
„Es ist die Stunde der
Weißglut und nichts anderes als das Licht soll zu sehen sein. José Marti
Seit dem Ende des letzten
Weltkrieges sind bereits 21 Jahre vergangen, und verschiedene
Veröffentlichungen in vielen Sprachen feiern als Symbol hierfür das Ereignis
der japanischen Niederlage.
Es gibt einen trügerischen
Optimismus in vielen Gruppen der verschiedenen Lager, in die die Welt sich
teilt. Einundzwanzig Jahre ohne Weltkrieg scheinen in diesen Zeiten größter
Auseinandersetzungen, gewaltiger Zusammenstöße und plötzlicher Umwälzungen eine
sehr lange Zeit zu sein. Aber ohne die praktischen Resultate dieses Friedens
weiter zu analysieren, eines Friedens, für den wir uns alle entschieden zu
kämpfen bereit erklärten, sollte wegen der stets größer werdenden Misere,
Erniedrigung und Ausbeutung von großen Teilen der Welt gefragt werden, ob
dieser Friede real ist.
Es ist nicht die Absicht
dieser Bemerkungen, die verschiedenen Konflikte lokalen Charakters, die sich
seit der Kapitulation Japans ereignet haben, historisch einzuordnen. Es ist
auch nicht unsere Aufgabe, von den zahlreichen und immer größer werdenden
bürgerkriegsartigen Kämpfen, die in diesen Jahren scheinbaren Friedens
ausgetragen wurden, zu berichten. Die Kriege von Korea und Vietnam reichen, um
maßlosem Optimismus zu widersprechen.
Im Korea-Krieg, nach Jahren
gewaltigen Kampfes, blieb der nördliche Teil in der furchtbarsten Verheerung
zurück, die die Annalen des modernen Krieges kennen: durchlöchert von Bomben,
ohne Fabriken, Schulen und Krankenhäuser, ohne Wohnungen für die 10 Millionen
Einwohner.
In diesem Krieg
intervenierten unter der trügerischen Fahne der Vereinten Nationen Dutzende von
Ländern. Diese Länder wurden militärisch von den Vereinigten Staaten geführt,
gestützt durch die massive Teilnahme amerikanischer Soldaten und unter
Benutzung der zu den Waffen gerufenen südkareanischen Bevölkerung als
Kanonenfutter.
Auf der anderen Seite konnten
die Armee, das Volk von Korea und die Freiwilligen der chinesischen
Volksrepublik mit dem Nachschub und dem Rat des sowjetischen Militärapparates
rechnen. Von den Nordamerikanern wurde der Einsatz der verschiedensten
Vernichtungswaffen unternommen, einschließlich der begrenzten Anwendung
bakteriologischer und chemischer Waffen, lediglich mit Ausnahme thermonuklearer
Waffen.
In Vietnam führten die
patriotischen Kräfte des Landes fast ununterbrochen militärische Aktionen gegen
drei imperialistische Mächte: gegen Japan, dessen Macht nach den Bomben von
Hiroshima und Nagasaki vollkommen zusammengebrochen war; gegen Frankreich, das
sich von den besiegten Japanern seine indochinesischen Kolonien zurückeroberte,
indem es die in Zeiten der Bedrängnis gemachten Versprechungen ignorierte; und
gegen die Vereinigten Staaten, die in der letzten Phase dieser Auseinandersetzung
stehen.
In allen Kontinenten gab es
begrenzte Konfrontationen. Auf dem amerikanischen waren es lange Zeit nur
Putsche und Versuche von Befreiungskämpfen. Dann gab die kubanische Revolution
die Signale, die die Bedeutung dieses Gebietes unterstrichen. Sie zog sich
dadurch aber den Haß der Imperialisten zu und mußte ihre Küsten, zunächst in
Playa Giron und dann während der Oktoberkrise verteidigen. Dieser letzte
Zwischenfall, die Konfrontation der Amerikaner und Sowjetrussen vor Kuba, hätte
einen Krieg unermeßlichen Ausmaßes verursachen können.
Aber offensichtlich befindet
sich im Augenblick der Schnittpunkt der Widersprüche in den Territorien der
indochinesischen Halbinsel und deren Nachbarländern. Laos und Vietnam werden
von Bürgerlcriegen erschüt tert. Sie nehmen einen neuen Charakter an, wenn der
nordamerikanische Imperialismus mit seiner gesammelten Macht auftritt und damit
das ganze Gebiet zu einem gefährlichen Zeitzünder wird. In Vietnam hat die
Auseinandersetzung einen Grad extremer Zuspitzung erreicht. Wir möchten aber
auch diesen Krieg nicht historisch einordnen, vielmehr werden wir nur einige
Phasen seiner Entwicklung aufzeichnen. Nach der verheerenden Niederlage von
Dien Bien Phu im Jahre 1954 wurde das Genfer Abkommen unterschrieben. Das Abkommen
teilte das Land in zwei Zonen und ordnete die Abhaltung von Wahlen innerhalb
von 18 Monaten an, um die Regierung Vietnams zu wählen und die Form der
Wiedervereinigung zu bestimmen. Die Nordamerikaner unterschrieben dieses
Dokument nicht und begannen ein Intrigenspiel, um den französischen
Marionetten-Kaiser Bao Dai durch einen ihren Absichten entsprechenden Mann zu
ersetzen. Das Resultat war Ngo Djen Diem, dessen tragisches Ende allen hekannt
ist: die vom Imperialismus ausgepreßte Orange.
Im Lager der Befreiungskräfte
herrschte in den Monaten nach der Unterzeichnung des Abkommens Optimismus. Im
Süden des Landes wurden antifranzösische Kampfzentren aufgelöst und man
erwartete die Erfüllung des Vertrages. Bald aber verstanden die Patrioten, daß
es keine Wahlen geben würde, es sei denn, die Vereinigten Staaten wären in der
Lage, ihren Willen in die Wahlurnen zu zwingen. Das aber hätte nicht einmal bei
Anwendung aller ihnen bekannten Methoden des Betrugs geschehen können.
Von neuem begannen im Süden
des Landes die Kämpfe und nahmen bis heute ständig an Intensität zu. Die
nordamerikanische Armee besteht aus fast einer halben Million Invasoren,
während die Marionettenkräfte an Zahl abnehmen und darüber hinaus vollständig
ihren Kampfgeist verloren haben.
Zwei Jahre nach der
Eskalation
Vor zirka zwei Jahren
begannen die Nordamerikaner die systematische Bombardierung der Volksrepublik
Vietnam als weiteren Versuch, den Kampfgeist des Südens zu lähmen und eine
Konferenz mit für sie günstigen Ausgangspositionen zu erreichen. Zunäehst waren
es einzelne Bombardements unter der Maske von Repressalien für angebliche
Provokationen des Nordens. Dann nahmen sie an Intensität und Methode zu. Jetzt
sind sie eine von den amerikanischen Luftstreitkräften durchgeführte gigantische
Treibjagd die von Tag zu Tag mit der Absicht stattfindet, jede Spur von
Zivilisation im Norden des Landes zu zerstören. Es ist eine Episode der in
trauriger Weise berühmten Eskalation.
Die materiellen Erwartungen
der amerikanischen Machtelite haben sich trotz der äußersten Verteidigung der
vietnamesischen Luftabwehreinheiten, der mehr als 1700 abgeschossenen Flugzeuge
und der militärischen Hilfe des sozialistischen Lagers zu einem großen Teil
erfüllt.
Es gibt eine peinliche
Realität: Vietnam, jenes Land, das die Erwartungen und Hoffnungen der
verlassenen Völker vertritt, ist in tragischer Einsamkeit. Dieses Volk muß die
wilden Angriffe der US-Technologie fast ohne eine Möglichkeit der Abwehr im
Süden und mit geringen Verteidigungsmöglichkeiten im Norden ertragen, aber
immer allein.
Die Solidarität der
fortschrittlichen Mächte der Welt mit dem vietnamesischen Volk ähnelt der
bitteren Ironie, die der Beifall des Pöbels für die Gladiatoren im römischen
Zirkus bedeutete.
Es geht nicht darum, den Opfern
der Aggression Erfolg zu wünschen, sondern an ihrem Schicksal teilzunehmen, sie
bis zum Tode oder bis zum Sieg zu begleiten. Wenn wir die vietnamesische
Einsamkeit analysieren, so wirkt dieses Moment der Unlogik innerhalb der
Menschheit beängstigend.
Der nordamerikanische
Imperialismus ist der Aggression schuldig, seine Verbrechen sind ungeheuer und
überziehen die ganze Welt. Das wissen wir bereits, meine Herren!
Aber schuldig sind auch die,
die in der Stunde der Entscheidung zögerten, Vietnam zu einem unverletzlichen
Teil des sozialistischen Lagers zu machen. Zwar hätte die Gefahr eines
weltweiten Konflikts bestanden, aber andererseits wäre der Imperialismus zur
Entscheidung gezwungen worden. Schuld haben auch die, die einen Krieg von
Beschimpfungen und Zänkereien aufrechterhalten, der schon vor langer Zeit von
den Vertretern der beiden größten Mächte des sozialistischen Lagers begonnen
wurde.
Fragen wir, um zu einer
ehrlichen Antwort zu gelangen: Ist Vietnam isoliert oder nicht?
Steht es nicht im gefährlichen Balanceakt zwischen diesen konkurrierenden
Mächten?
Und was für ein großes Volk! Welche Ausdauer und welcher Mut!
Und welch eine Lektion wird der Welt mit diesem Kampf erteilt !
Erst nach langer Zeit werden
wir erfahren, ob Präsident Johnson wirklich ehrlich daran dachte, einige der
notwendigen Reformen für sein Volk zu beginnen, um die Klassengegensätze, die
mit explosiver Kraft und immer häufiger auftreten, zu mildern. Tatsache ist,
daß die unter dem pompösen Titel des Kampfes um die "Große Gesellschaft"
angekündigten Verbesserungen in die vietnamesische Kanalisation gefallen sind.
Die Strategie des
Imperialismus
Die größte imperialistische
Macht fühlt in ihren Eingeweiden die Blutung, die ein armes und
zurückgebliebenes Land verursacht. Seine fabelhafte Ökonomie schwankt unter den
Anstrengungen des Krieges. Töten hört auf, das bequemste Geschäft der Monopole
zu sein.
Verteidigungswaffen, und die
nicht einmal in genügender Zahl, sind alles, was diese wunderbaren
vietnamesischen Soldaten haben außer ihrer Liebe zur Heimat, zu ihrer
Gesellschaft und zu unbeugsamer Tapferkeit. Der Imperialismus hingegen
versumpft in Vietnam. Er sucht verzweifelt einen Ausweg, der es ihm ermöglicht,
die gefährliche Situation, in der er sich befindet, mit Anstand zu überwinden.
Aber die Zange der "vier Punkte" des Nordens und der "fünf
Punkte" des Südens ergreift ihn und fordert der Konfrontation immer mehr
die Entscheidung ab.
Alles scheint darauf
hinzudeuten, daß der Friede, dieser prekäre Friede, dem man diesen Namen
gegeben hat, nur weil keine weltweite kriegerische Auseinandersetzung
stattgefunden hat, wieder in Gefahr ist. Der unwiderrufliche und inakzeptible
Schritt der Nordamerikaner droht ihn zu zerstören.
Und wir, Ausgebeutete der
Welt, welches ist die Rolle, die auf uns zukommt? Die Völker dreier Kontinente
sehen und lernen ihre Lektion in Vietnam.
Da die Imperialisten die
Menschheit mit der Drohung eines Krieges erpressen, ist die richtige Antwort,
den Krieg nicht zu fürchten. Die Taktik dieser Völker muß sein, hart und
ununterbrochen in jeder Phase der Auseinandersetzung anzugreifen.
Aber in den Gebieten, in
denen dieser miserable Friede, den wir erleiden, gebrochen worden ist, welche
Aufgabe werden wir dort haben? Uns um jeden Preis zu befreien!
Die Situation der Welt zeigt
eine große Vielfalt an Aufgaben. Sogar die Länder des alten Europa warten noch
auf die Aufgabe der Befreiung. Sie sind zwar genügend entwickelt, um alle
Widersprüche des Kapitalismus fühlen zu können, aber zu schwach, um imperialistische
Ziele verfolgen oder diesen Weg jetzt noch beschreiten zu können. In den
nächsten Jahren werden dort die Widersprüche einen explosiven Charakter
annehmen. Ihre Probleme aber und darum letzten Endes auch deren Lösung sind
verschieden von denen unserer abhängigen und ökonomisch zurückgebliebenen
Länder. Der wichtigste Schauplatz der Ausbeutung durch den Imperialismus umfaßt
die drei zurückgebliebenen Kontinente Amerika, Afrika und Asien. Jedes Land hat
seine Besonderheiten, die sich dennoch auch in den Kontinenten als Gesamtheit
darstellen.
Amerika bildet mehr oder weniger eine
homogene Gesamtheit, und beinahe im ganzen Territorium behaupten die
amerikanischen Kapitalisten die absolute Vorherrschaft. Die
Marionettenregierungen oder die im besten Falle schwächlichen und ängstlichen
Regierungen können den Befehlen des Yankeeherrn nicht zuwiderhandeln.
Die Nordamerikaner haben fast
den Höhepunkt ihrer politischen und ökonomischen Herrschaft erreicht. Sie
können nur wenig mehr vorankommen. Jeder Wechsel der Situation könnte sich in
einen Rückgang ihrer Vorherrschaft verwandeln. Ihre Politik besteht darin, das
Eroberte zu halten. Die Leitlinie reduziert sich im gegenwärtigen Moment
darauf, durch den brutalen Gebrauch der Macht Befreiungsbewegungen jeden Typs
zu verhindern.
Hinter der Losung "wir
werden kein anderes Kuba erlauben" versteckt sich die Möglichkeit der
Aggression ohne eigenes Risiko, wie die gegen Santo Domingo oder das Massaker
von Panama. Dahinter steht die klare Warnung, daß die Yankeetruppen bereit
sind, in jedem Gebiet, in jedem Ort Amerikas, wo die etablierte Ordnung in
Frage gestellt wird, wo ihre Interessen gefährdet sind, zu intervenieren. Diese
Politik rechnet mit einer fast absoluten Straflosigkeit. Die OEA [Organisation
amerikanischer Staaten] ist eine bequeme Maske, auch wenn sie an Prestige
verloren hat. Die UNO ist von einer Unfähigkeit, die am Rande des Lächerlichen
oder Tragischen steht. Die Armeen aller Länder Amerikas stehen bereit zur
Intervention, um ihre Völker zu unterjochen. Es hat sich in der Tat die
Internationale des Verbrechens und des Verrats gebildet.
Andererseits haben die
nationalen Bourgeoisien ihre ganze Widerstandskraft gegen den Imperialismus
verloren. Wenn sie überhaupt je eine hatten, bilden sie nur das letzte Rad am
Wagen des Imperialismus. Reformen sind nicht mehr möglich: entweder
sozialistische Revolution oder Karikatur einer Revolution.
Asien ist ein Kontinent mit einer Reihe von
Besonderheiten. Die Befreiungskämpfe gegen eine Kette von europäischen Kolonialmächten
brachten als Resultat die Etablierung mehr oder weniger fortschrittlicher
Regierungen. Ihre spätere Entwicklung führte in manchen Fällen zu einer
Intensivierung der anfänglichen Ziele der nationalen Befreiung und in anderen
Fällen zu einem Rückzug auf proimperialistische Positionen. Vom ökonomischen
Standpunkt aus hatten die Vereinigten Staaten in Asien wenig zu verlieren und
viel zu gewinnen. Die dortigen Veränderungen begünstigten die Vereinigten
Staaten. Sie kämpfen um die Ablösung anderer neokolonialistischer Mächte und um
neue ökonomische Einflußsphären zu erobern, manchmal direkt, oder auf dem Umweg
über Japan. Aber es existieren spezielle politische Bedingungen, vor allem auf
der indochinesischen Halbinsel, die Asiens Eigenarten fundamentale Bedeutung
geben und die eine wichtige Rolle in der globalen Militärstrategie des
nordamerikanischen Imperialismus spielen, die einen Zaun um China, von Südkorea
über Japan, Taiwan, Südvietnam und Thailand gezogen hat.
Diese Doppelsituation, das
heißt einmal ein so wichtiges strategisches Interesse wie der militärische Zaun
um die Volksrepublik China, und andererseits das Kapitalinteresse, in diese von
ihm noch nicht beherrschten Märkte einzudringen, machten Asien zu einem der
explosivsten Orte der gegenwärtigen Welt. Darüber kann auch die scheinbare
Stabilität außerhalb des vietnamesischen Bereichs nicht hinwegtäuschen.
Der Mittlere Osten, der
geographisch zu diesem Kontinent gehört, aber seine eigenen Widersprüche hat,
ist in höchster Spannung. Man kann nicht voraussehen, wohin dieser kalte Krieg
zwischen Israel, von den Imperialisten unterstützt, und den progressiven
Ländern dieser Zone führen wird. Der Mittlere Osten ist ein weiterer, die Welt
bedrohender Vulkan.
Afrika bietet Eigenarten eines jungfräulichen
Gebietes für die neokolonialistische Invasion. Dort haben sich Veränderungen
ereignet, die in gewisser Weise die neokolonialistischen Mächte zwangen, ihre
alten Vorrechte absoluten Charakters aufzugeben. Aber mit dem Fortdauern dieser
Prozesse wird der Kolonialismus durch einen gewaltlosen Neokolonialismus
abgelöst. Er hat, was die ökonomische Beherrschung anbelangt, die gleichen
Konsequenzen.
Die Vereinigten Staaten
hatten in dieser Gegend keine Kolonien. Jetzt kämpfen sie darum, in die
abgeschlossenen Jagdgründe ihrer Partner einzudringen. Man kann mit Sicherheit
sagen, daß auf lange Sicht Afrika das Reservoir der strategischen Pläne des
nordamerikanischen Imperialismus bildet. Seine jetzigen Investitionen sind nur
in Südafrika von Bedeutung. Er beginnt, den Kongo, Nigeria und andere Länder,
wo eine gewaltige Konkurrenz (bis jetzt friedlichen Charakters) mit anderen
imperialistischen Mächten herrscht, zu durchdringen.
Der nordamerikanische
Imperialismus hat dort noch keine großen Interessen zu verteidigen, wenn man
vom angemaßten Recht absieht, an jedem Ort der Welt, wo seine Monopole gute
Gewinne erzielen oder die Existenz großer Rohstoffvorräte wittern, zu
intervenieren.
Alle diese Vorgänge legen es
nahe, die Frage nach der Möglichkeit der Befreiung der Völker in kurzer oder
mittlerer Frist zu stellen.
Wenn wir Afrika analysieren,
sehen wir, daß mit einer gewissen Intensität in den portugiesischen Kolonien
von Guinea, Mozambique und Angola gekämpft wird, mit besonderem Erfolg in der
ersten und mit unterschiedlichem Erfolg in den beiden anderen. Im Kongo kann
man noch immer den Kampf zwischen den Nachfolgern Lumumbas und den alten
Komplicen Tschombes beobaehten. Der Kampf scheint zur Zeit die letzteren zu
begünstigen, die zu ihrem eigenen Nutzen einen großen Teil des Landes
"befriedet" haben, obwohl der Krieg latent bleibt.
In Rhodesien ist das Problem
anders: der englische Imperialismus benutzte alle in seiner Hand befindlichen
Mittel, um seine Herrschaft der weißen Minorität, die gegenwärtig an der Macht
ist, zu übergeben. Der Konflikt ist vom Gesichtspunkt Englands aus absolut
inoffiziell. Diese Macht hat nur mit der ihr eigenen diplomatischen Fähigkeit -
was auf gut deutsch Heuchelei heißt - eine Fassade der Verstimmung über die
Maßnahmen der Regierung Ian Smith aufgerichtet. In dieser schlauen Haltung wird
England von einigen folgsamen Commonwealth-Ländern unterstützt. Ein guter Teil
der Länder Schwarz-Afrikas, seien es die zahmen oder die unwilligen
wirtschaftlichen Vasallen des englischen Imperialismus, greift diese
Einstellung an.
In Rhodesien könnte die
Situation sehr explosiv werden, wenn die Bemühungen der schwarzen Patrioten,
sich bewaffnet zu erheben, erfolgreich wären und diese Bewegung wirksam von den
benachbarten afrikanischen Nationen unterstützt würde. Aber zunächst werden
diese Probleme in so unfähigen Organisationen wie UNO, Commonwealth oder OUA (Organisation
of United Africa] erörtert.
Dennoch läßt die politische
und soziale Entwicklung Afrikas eine kontinentale revolutionäre Situation nicht
erwarten. Die Befreiungskämpfe gegen die Portugiesen müßten wohl erfolgreich
enden, aber Portugal bedeutet nichts in der imperialistischen Namensliste. Die
Auseinandersetzungen, die revolutionäre Möglichkeiten enthalten, sind die, die
den ganzen imperialistischen Apparat in Schach halten. Dessenungeachtet sollten
wir nicht den Kampf um die Befreiung der drei portugiesischen Kolonien und um
die Vertiefung ihrer Revolutionen einstellen. Wenn entweder die schwarzen
Massen Südafrikas oder Rhodesiens ihren wirklichen revolutionären Kampf
beginnen, oder wenn die verarmten Massen eines Landes sich anschicken, das Recht
auf ein ehrliches Leben den Händen der regierenden Oligarchien zu entreißen,
dann wird in Afrika eine neue Epoche begonnen haben.
Bis jetzt folgt ein Putsch
dem anderen. Eine Gruppe von Offizieren löst eine andere ab. Sie lösen einen
Regierungschef ab, der nicht mehr ihren Cliqueninteressen oder den Interessen
der Mächte, die sie in hinterhältiger Weise manipulieren, dient. Aber es gibt
keine vom Volk getragenen Aufstände. Im Kongo ergaben sich kometenhaft günstige
Umstände, die durch die Erinnerungen an Lumumba vorangetrieben wurden. Sie
haben aber in den letzten Monaten an Kraft verloren.
In Asien, wie wir gesehen
haben, ist die Situation explosiv - und nicht nur in Vietnam und Laos, wo
gekämpft wird, gibt es Reibungsflächen. Auch in Kambodscha, wo jeden Augenblick
die direkte nordamerikanische Aggression beginnen kann, in Thailand, Malaysia
und, natürlich, Indonesien, von dem wir nicht meinen sollten, daß dort durch
die Liquidierung der KP und die Übernahme der Macht durch die Reaktionäre das
letzte Wort gesprochen worden sei, gibt es Reibungsflächen. Und
selbstverständlich im Mittleren Osten.
In Lateinamerika kämpft man
mit der Waffe in der Hand in Guatemala, Kolumbien, Venezuela und Bolivien. Es
tauchen schon die ersten Anzeichen des Kampfes in Brasilien auf. Auch andere
Zentren des Widerstandes erscheinen kurz und verschwinden schnell wieder.
Fast alle Länder des
Kontinents sind für einen Kampf reif, der, um siegreich sein zu können, sich
nicht mit weniger als der Einsetzung einer Regierung sozialistischen Typs
begnügen darf.
In diesem Kontinent wird
praktisch nur eine Sprache gesprochen, mit Ausnahme Brasiliens, mit dessen Volk
die spanisch sprechenden Völker sich infolge der Ähnlichkeit beider Sprachen
verständigen können. Es gibt in diesen Ländern eine so große Identität zwischen
den Klassen, daß sie die Solidarität eines
"international-amerikanischen" Typs erreichen, vollkommener als in
anderen Kontinenten. Sprache, Sitten, Religion und der gleiche Herr vereinigen
sie. Das Ausmaß und die Formen der Ausbeutung sind in ihren Konsequenzen für
Ausbeuter und Ausgebeutete in vielen Ländern Amerikas ähnlich. Die Rebellion
reift immer schneller heran. Wir können uns fragen: Diese Rebellion, was wird
sie befruchten? Welche Form wird sie annehmen? Wir haben seit langer Zeit
behauptet, daß der Kampf in Amerika auf Grund ähnlicher Bedingungen in den
einzelnen Ländern - wenn es dazu kommt - kontinentale Dimensionen annehmen
wird. Es wird der Schauplatz vieler großer Schlachten für die Befreiung der
Menschheit werden.
Fahnen der Völker
Im Rahmen dieses Kampfes
kontinentalen Ausmaßes sind die gegenwärtigen Kämpfe, die in aktiver Form
geführt werden, nur Episoden. Die ersten Märtyrer aber sind bereits vorhanden.
Sie werden in die amerikanische Geschichte eingehen als diejenigen, die bereits
ihr Blut in dieser letzten Etappe für die totale Befreiung des Menschen gegeben
haben.
So werden die Namen des
Kommandanten Turcios Lima, des Pfarrers Camillo Torres, der Kommandanten
Fabricio Ojeda, Lobaton und Luis de la Puente Uceda herausragende Gestalten in
den revolutionären Bewegungen von Guatemala, Kolumbien, Venezuela und Peru
sein.
Aber die aktive Mobilisierung
des Volkes schafft neue Führer: Cesar Montes und Yon Sosa erheben die Fahne in
Guatemala, Fabio Vasquez und Marulanda tun es in Kolumbien, Douglas Bravo und
Americo Martin in Venezuela, im Westen des Landes und in El Bachiller.
Neue Keime des Krieges werden
in diesem und in anderen amerikanischen Ländern, wie schon in Bolivien,
auftauchen. Sie werden mit alle den Wechselfällen wachsen, die jener
gefährlichen Tätigkeit, ein moderner Revolutionär zu sein, innewohnen. Viele
werden ihren Irrtümern erliegen, andere werden im harten Kampf, der immer näher
kommt, fallen. Neue Kämpfer und neue Führer werden aus der Glut des
revolutionären Kampfes entstehen. Das Volk wird seine Kämpfer und Führer im
Krieg und aus dem Krieg bilden.
Die Yankee-Agenten der
Repression werden zunehmen. Heute gibt es schon Berater in all den Ländern, in
denen der bewaffnete Kampf stattfindet. Die peruanische Armee führte
anscheinend eine erfolgreiche Schlacht gegen die Revolutionäre jenes Landes
durch - beraten und trainiert von den Yankees. Aber wenn die hauptsächlichen
Kampfgruppen mit genügender politischer und militärischer Schlagkraft geführt
werden, werden sie praktisch unbesiegbar sein. Sie werden neue Verstärkungen
der Nordamerikaner erforderlich machen. Mit Zähigkeit und Stärke reorganisieren
in Peru neue noch kaum bekannte Führer den Guerillakampf. Stück für Stück
werden die altmodischen Waffen, die für die Niederhaltung kleiner bewaffneter
Banden genügten, von modernen Waffen abgelöst. Das wird so bleiben bis zu dem
Punkt, an dem man sich gezwungen sieht, zunehmende Mengen regulärer Truppen zu
schicken, um die relative Stabilität einer Macht zu sichern, deren nationale
Marionettenarmee sich durch die Kämpfe der Guerillas auflöst. Es ist der Weg
Vietnams; es ist der Weg, dem die Völker folgen müssen. Und es ist der Weg, dem
Amerika in gleicher Weise folgen muß; die bewaffneten Gruppen müßten sich als
lose Koordinationszentren formieren, um die repressive Aufgabe des
Yankee-Imperialismus zu erschweren und die eigene Sache zu erleichtern.
Amerika ist in der Zeit der
jüngsten politischen Befreiungskämpfe der Welt ein vergessener Kontinent gewesen.
Es beginnt, sich durch die Stimme der Avantgarde seiner Völker, der kubanischen
Revolution, mittels der Trikontinentalen Konferenz Gehör zu verschaffen. Es
wird eine viel größere Aufgabe zu erfüllen haben: die Schaffung des zweiten
oder dritten Vietnam in der Welt.
Man muß endlich
berücksichtigen, daß der Imperialismus ein Weltsystem, die letzte Stufe des
Kapitalismus ist. Er muß in einer großen, weltweiten Auseinandersetzung besiegt
werden. Das strategische Ziel muß die Zerstörung des Imperialismus sein. Die
Aufgabe, die uns, den Ausgebeuteten und Zurückgebliebenen der Welt, gestellt
ist, besteht in der Eliminierung der Ernährungsbasen des Imperialismus. Diese
Ernährungsbasen sind unsere unterjochten Völker, aus denen Kapitalien,
Rohstoffe, Techniken und billige Arbeitskräfte herausgezogen werden und wohin
neue Kapitalien, Instrumente der Beherrschung, Waffen und Güter aller Art
exportiert werden. Das alles läßt uns in absolute Abhängigkeit geraten.
Die reale Freiheit der Völker
ist also der grundlegende Faktor dieses strategischen Zieles, eine Freiheit,
die in den meisten Fällen erst der bewaffnete Kampf bringen wird. Dieser Kampf
wird in Amerika fast unabwendbar die Eigenschaft haben, sich in eine
sozialistische Revolution zu verwandeln.
Setzt man sich die Zerstörung
des Imperialismus zum Ziel, muß man dessen Kopf identifizieren. Dieser Kopf ist
kein anderer als die Vereinigten Staaten. Wir müssen eine Aufgabe allgemeiner
Natur erfüllen, mit dem taktischen Ziel, den Feind aus seiner Umwelt herauszudrängen,
ihn zu zwingen, in Gegenden zu kämpfen, in denen seine Lebensgewohnheiten gegen
die dort herrschenden verstoßen. Man darf allerdings den Feind nicht
unterschätzen: Der nordamerikanische Soldat verfügt über technische Fähigkeiten
und Mittel solchen Ausmaßes, daß er stets gefährlich bleibt.
Hingegen fehlt ihm die
ideologische Motivation, die seine heute unbarmherzigsten Rivalen - die
vietnamesischen Soldaten - im höchsten Grad haben. Wir werden nur in dern Maße
eine solche Armee besiegen können, in welchem wir ihre Moral unterminieren. Und
man unterminiert sie, indem man der Armee Niederlagen zufügt und ständige
Strapazen aufnötigt.
Aber dieser knappe Entwurf
einer Strategie schließt immense Opfer der Völker ein, Entbehrungen, die von
heute an in aller Öffentlichkeit gefordert werden müssen. Sie sind immerhin
vielleicht weniger schmerzhaft als die, die wir ertragen müßten, wenn wir
kontinuierlich den Kampf vermieden und versuchten, andere für uns die Kastanien
aus dem Feuer holen zu lassen.
Mit großer Wahrscheinlichkeit
wird sich das letzte Land ohne bewaffneten Kampf befreien. Die Leiden eines so
langen und grausamen Krieges wie der, den die Imperialisten führen, wird diesem
Volk erspart bleiben.
Wahrscheinlich aber wird es
unmöglich sein, diesen Kampf oder seine Auswirkungen in einer
Auseinandersetzung weltweiten Charakters zu vermeiden, und man wird dann
gleichermaßen oder noch stärker darunter leiden. Wir können die Zukunft nicht
voraussagen, aber wir dürfen nie der Versuchung verfallen, Fahnenträger eines
Volkes sein zu wollen, das sich zwar nach der Freiheit sehnt, aber den Kampf,
den sie erfordert, vermeiden will in der Meinung, die Freiheit werde als
Brosamen vom Tisch der Sieger fallen.
Es ist vollkommen richtig,
jedes unnütze Opfer zu vermeiden. Deswegen ist es so wichtig, sich über die
tatsächlichen Möglichkeiten des abhängigen Amerika, sich in friedlicher Form zu
befreien, klarzuwerden. Für uns ist die Lösung dieser Frage klar: Es mag sein,
daß der jetzige Moment der richtige ist, um den Kampf zu beginnen - oder auch
nicht. Wir dürfen uns aber weder der Illusion hingeben, die Freiheit ohne Kampf
erreichen zu können, noch haben wir ein Recht darauf. Und die Kämpfe werden
nicht bloße Straßenkämpfe mit Steinen gegen Tränengas sein, nicht friedliche
Generalstreiks und auch nicht der Kampf eines empörten Volkes, das in zwei oder
drei Tagen das repressive Gerüst der regierenden Oligarchien stürzt. Es wird
ein langer, blutiger Kampf, dessen Front die Stützpunkte der Guerillas in den
Städten, in den Häusern der Guerilleros sein werden. Dort, wo die Repression
die wehrlosen Opfer unter Familienangehörigen suchen wird. Der Kampf wird
inmitten der massakrierten Bauernbevölkerung stattfinden, in den von
feindlichen Bombardements zerstörten Dörfern und Städten.
Der Haß als Faktor des
Kampfes
Sie treiben uns in diesen
Kampf hinein. Es gibt keinen anderen Ausweg, als ihn vorzubereiten, sich zu
entscheiden, ihn zu unternehmen. Am Anfang wird es nicht leicht, vielmehr
extrem schwer sein. Die ganze Leistungsfähigkeit der Repression, das ganze
Ausmaß an Brutalität und Demagogie der Oligarchien wird sich in den Dienst der
Unterdrückung stellen. In der ersten Stunde haben wir die Aufgabe zu überleben.
Dann wird das fortdauernde Beispiel der Guerilla zu wirken beginnen. Sie wird
die bewaffnete Propaganda in der vietnamesischen Bedeutung des Satzes
betreiben, das heißt die Propaganda der Schüsse, der Kämpfe, die gewonnen oder
verloren, aber gegen die Feinde geführt werden: die große Lehre der
Unbesiegbarkeit jenes Krieges, der in den Massen der Entr,echteten sich mehr
und mehr entzündet. Hinzu kommt die Festigung des nationalen Bewußtseins, die
Vorbereitung auf die härtesten Aufgaben, um die gewaltsamsten Repressionen
abzuwehren.
Der Haß als Faktor des
Kamp£es, der unbeugsame Haß dem Feinde gegenüber, der den Menschen über seine
physischen Grenzen hinaus antreibt und ihn in eine wirksame, gewaltsame,
selektive und kalte Tötungsmaschine verwandelt. Unsere Soldaten müssen so sein;
ein Volk ohne Haß kann über einen brutalen Feind nicht siegen.
Der Krieg muß dorthin
gebracht werden, wohin der Feind ihn bringt: in sein Haus, in seine
Vergnügungsviertel - der absolute Krieg. Man muß den Feind hindern, auch nur
eine Minute Ruhe zu finden, eine Minute Ruhe außerhalb seiner Kasernen und
sogar innerhalb derselben. Man muß ihn angreifen, wo immer er sich befindet.
Man muß erreichen, daß er sich wie ein gehetztes Tier fühlt, wo immer er sich
b.ewegt. Seine Moral wird damit mehr und mehr schwinden. Er wird noch
bestialischer werden, aber es mehren sich die Zeichen für das Nachlassen seiner
Kräfte. Dann wird sich ein wahrer proletarischer Internationalismus
herausbilden: mit internationalen proletarischen Armeen, in denen gekämpft wird
unter der Fahne einer heiligen Sache, der Erlösung der Menschheit. Unter den
Feldzeichen von Vietnam, Venezuela, Guatemala, Laos, Guinea, Kolumbien,
Bolivien, Brasilien zu sterben - um nur die gegenwärtigen Schauplätze der
bewaffneten Auseinandersetzung zu zitieren -, müßte gleich ehrenvoll und wünschenswert
für einen Amerikaner, einen Asiaten, einen Afrikaner, ja sogar einen Europäer
sein.
Jeder vergossene Tropfen Blut
in einem Territorium, unter dessen Fahne man nicht geboren wurde, ist
Erfahrung, die der Überlebende sich aneignet, um sie dann im Kampf um die
Befreiung seines Geburtslandes anzuwenden. Und jedes Volk, das sich befreit,
ist eine gewonnene Etappe in der Schlacht um die Befreiung des eigenen Volkes.
Dies ist die Stunde, unsere Differenzen zurücktreten zu lassen und alles in den
Dienst des Kampfes zu stellen.
Daß große Differenzen die
Welt, die für die Freiheit kämpft, erschüttern, wissen wir alle, und wir können
sie nicht verheimlichen. Daß sie einen solchen Charakter, eine solche
Zuspitzung erfahren haben, die den Dialog und die Versöhnung äußerst schwierig,
wenn nicht unmöglich machen, wissen wir ebenfalls. Methoden zu suchen für einen
Dialog, dem die Kontrahenten aus dem Wege gehen, ist eine nutzlose Aufgabe. Der
Feind hingegen ist da, er schlägt jeden Tag und von neuem zu, und diese Schläge
werden uns einen, heute, morgen oder übermorgen. Diejenigen, die dies begreifen
und sich auf die notwendige Einigung vorbereiten, werden die Anerkennung der
Völker finden!
Die Boshaftigkeit und die
Unbeugsamkeit, mit der jeder seine Position verteidigt, machen es uns, den Ent
rechteten, unmöglich, Partei für die eine oder andere Fraktion zu ergreifen,
auch wenn wir mit manchen Problemstellungen der einen oder der anderen Seite,
oder überwiegend mit denen einer Seite als mit denen einer anderen,
übereinstimmen. Im Augenblick des Kampfes bilden die aktuellen Differenzen in
der Form, in der sie sichtbar werden. eine Schwäche. Aber die Differenzen im augenblicklichen
Stadium durch Worte lösen zu wollen, ist eine Illusion: Die Geschichte wird sie
allmählich auslöschen oder ihre wirkliche Erklärung geben.
In unserer Welt, die sich im
Kampf befindet, müssen alle unterschiedlichen Auffassungen in Fragen der Taktik,
der Aktionsmethoden zur Erreichung begrenzter Ziele mit der Rücksichtnahme, die
die Vorstellungen von Dritten verdienen, analysiert werden. Aber in bezug auf
das große strategisehe Ziel, die totale Vernichtung des Imperialismus durch den
Kampf, müssen wir unbeugsam sein.
Fassen wir unsere
Siegeshoffnungen folgendermaßen zusammen: Vernichtung des Imperialismus durch
die Eliminierung seiner mächtigsten Basis, die imperialistische Herrschaft der
Vereinigten Staaten von Nordamerika. Die stufenweise Befreiung der Völker,
eines nach dern anderen oder gruppenweise, muß als taktische Aufgabe angesehen
werden. Dadurch wird der Feind zu einem komplizierten Kampf außerhalb seines
Terrains gezwungen, und seine Ernährungsbasen, die abhängigen Territorien, werden
liquidiert.
Das bedeutet einen langen
Krieg, und wir wiederholen es noch einmal: einen grausamen Krieg. Niemand soll
sich darüber täuschen, wenn er ihn beginnt, und niemand darf schwanken, ihn zu
beginnen, aus Angst vor den Folgen, die für sein Volk entstehen könnten. Das
ist fast die einzige Hoffnung auf den Sieg.
Wir können den Ruf der Stunde
nicht überhören. Das lehrt uns Vietnam mit seiner permanenten Lektion des
Kampfes und des Todes, an deren Ende der Sieg steht.
Dort finden die Soldaten des
Imperialismus, gewöhnt an den Lebensstandard der nordamerikanischen Nation, die
nötige Unbequemlichkeit, dort werden sie einem feindlichen Land konfrontiert,
dort erfahren sie die Un sicherheit dessen, der keinen Schritt tun kann, ohne
das Bewußtsein, feindlichen Boden zu betreten, dort finden diejenigen den Tod,
die die befestigten Stützpunkte verlassen, dort begegnen sie der permanenten
Feindschaft der ganzen Bevölkerung. Und dies alles hat wieder Rückwirkunge in
den Vereinigten Staaten selbst, indem es die Folge des Imperialismus erst in
vollem Umfang sichtbar macht: den Klassenkampf sogar innerhalb des eigenen
Territoriums.
Zwei, drei, viele Vietnam
Wie glänzend und nah wäre die
Zulzunft, wenn zwei, drei, viele Vietnam auf der Oberfläche des Erdballs entstünden,
mit ihrer Todesrate und ihren ungeheuren Tragödien, mit ihren alltäglichen
Heldentaten, mit ihren wiederholten Schlägen gegen den Imperialismus, mit dem
Zwang für diesen, seine Kräfte unter dem heftigen Ansturm des zunehmenden
Hasses der Völker der Welt zu zersplittern.
Und wenn wir fähig wären, uns
zu vereinen, um unsere Schläge fester und gezielter durchführen zu können, um
den kämpfenden Völkern Hilfe jeder Art noch wirksamer leisten zu können, wie
groß wäre dann die Zukunft und wie nah. Wenn wir auf einem winzigen Punkt der
Weltkarte die Aufgabe erfüllen, die wir vertreten, und wenn wir das wenige, was
wir opfern können, unser Leben und unser Leiden, für den Kampf hingeben, an
einem beliebigen Ort, schon von uns besetzt und mit unserm Blut getränkt, und
wenn wir an einem dieser Tage unseren letzten Atemzug tun, so sind wir uns der
Tragweite unseres Tuns bewußt und halten uns für nichts anderes als für
Menschen in der großen Armee des Proletariats; aber wir sind stolz darauf, von
der kubanischen Revolution und von ihrem höchsten Chef die große Lehre gelernt
zu haben, die aus seiner Haltung in diesem Erdteil resultiert: Was bedeuten die
Gefahren oder Opfer eines Mannes oder eines Volkes, wenn das Schicksal der
Menschheit auf dem Spiele steht.
Unsere ganze Aktion ist eine
Kampfansage an den Imperialismus und ein Ruf nach der Einheit der Völker gegen
den großen Feind des Menschengeschlechts: die Vereinigten Staaten von
Nordarnerika. An welchem Ort uns der Tod auch überraschen mag, er sei
willkommen, wenn unser Kriegsruf nur aufgenommen wird und eine andere Hand nach
unseren Waffen greift und andere Menschen bereit sind, die Totenlieder mit
Maschinengewehrsalven und neuen Kriegs-und Siegesrufen anzustimmen.