Dienstag, 2. April 2024

Ostermarsch in Bayreuth

 


Mein biologisches Alter von 76 Jahren und meine politische Biografie seit 1972 befähigen mich, den diesjährigen Ostermarsch mit denen der achtziger Jahre zu vergleichen. Gleich ist die verächtliche Ignoranz vieler politischer Blindgänger, ich nenne sie gern Bürgerkinderchen, mit denen sie die vorbeiziehende Marschkolonne belächeln. Die denken nach wie vor, nicht sie seien die politischen Psychopathen. Wie es wirklich aussieht, habe ich mal in einer Ultrakurzgeschichte bildhaft dargestellt. Da stehen im Garten einer Irrenanstalt einige Patienten zusammen und unterhalten sich angeregt. Das Gespräch verstummt, als ein Weißkittel (Arzt, Pfleger oder so) vorbeikommt. Nur einer flüstert den anderen leise zu: Seht nur, schon wieder einer von diesen Irren.

Gleich ist auch die kleine Zahl derer, die es für notwendig halten, gegen Krieg und für den Frieden zu demonstrieren. Es waren auch in den Hochzeiten der Friedensbewegung der 80er Jahre nie mehr als 200 bis 300 Menschen, die sich in Bayreuth an den Ostermärschen beteiligten. Heute im Jahr 2024 waren es wohl um die 100 bis 150 Menschen. Die Friedensbewegung der achtziger Jahre ist auch deshalb krachend gescheitert, weil nur eine Minderheit von immerhin mehreren Millionen Menschen gegen die Aufstellung von 120 Raketen und 464 Marschflugkörpern, alle nuklear geladen, protestierten. Allein in der damaligen Bundeshauptstadt Bonn demonstrierten im Oktober 1983 etwa 700.000 Menschen. Die Bayreuther Friedensbewegung war damals mit mehreren vollen Bussen dabei (die genaue Zahl weiß ich nicht mehr). Trotzdem wurden Ende 1983 diese Nuklearwaffen aufgestellt. Abgebaut wurden sie aufgrund des INF-Abkommens zwischen den USA und der Sowjetunion im Jahr 1987.

Die Friedensbewegung in den 80er Jahren lebte und profitierte von der umfassenden Berichterstattung in den Medien. Auch hier in Bayreuth konnten wir sicher sein, daß über unsere Friedensaktionen, wie klein sie auch sein mochten, von den lokalen Medien berichtet wurde, meistens positiv. Das ist heute anders, auch über den gestrigen Ostermarsch habe ich heute am 02.04.2024 nichts gefunden. Die Medienclowns des westlichen Mafia-Imperiums haben sich mit den Politclowns in ihre totalitäre, neoliberale Wagenburg zur Verteidigung ihrer schwindenden Hegemonie zurückgezogen. Dieser Rückzug aus der Wirklichkeit in eine Pseudowirklichkeit (Vaclav Havel) wirkt bis in die lokale Mediensphäre. Irgendwann wird diese Pseudowirklichkeit allerdings an der Wirklichkeit scheitern. Die Frage ist nur, wieviel oder alles bis dorthin vernichtet worden ist.

 

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