In Bayreuth hat sich bei einem ersten Treffen am 22.03.2024 eine neue Bürgerinitiave gegründet, die sich vorwiegend für Frieden und Demokratie einsetzen will. Notwendig sei dazu vorrangig die Schaffung einer Gegenöffentlichkeit zur herrschenden Politik und den MainstreamMedien (MSM), deren Darstellung der Realität nichts mehr mit der Wirklichkeit zu tun habe. Diese Pseudowirklichkeit bei möglichst vielen Bürgern infrage zu stellen, indem man sie mit den Fakten aus nicht mainstreamkonformen Quellen konfrontiere, sei ihr ein Hauptanliegen. Nach einem Nürnberger Vorbild nennt sich die Bürgerinitiative „Wir Wollen Reden - Bayreuth“.
Schon beim zweiten Treffen am 19.04.2024 ging es darum, die pseudowirklichen Erzählungen der MSM und der herrschenden Politik zu konterkarieren. Einleitend zitierte Hermann Döhla mehrere Passagen aus einem Artikel Oskar Lafontaines in den Nachdenkseiten mit dem Titel „Wenn Lüge zur Wahrheit wird“. Lafontaine stellt in diesem Artikel einige Lügen richtig, die über die Kriege in der Ukraine und Gaza von Politik und MSM verbreitet werden. So schreibt Lanfontaine zum Hunger in Gaza: „Während ich diesen Artikel schreibe, lese ich: „Israel weist den Vorwurf zurück, für den Nahrungsmittelmangel in Gaza verantwortlich zu sein, und beschuldigt die UNO, bei der Versorgung der Menschen zu versagen.” Hatte nicht einer der Faschisten in der Regierung Netanjahu, der Verteidigungsminister Yoav Gallant, gesagt: „Kein Strom, kein Essen, kein Sprit. Alles wird abgeriegelt. Wir kämpfen gegen menschliche Tiere und handeln entsprechend”? Der Kriegsverbrecher Netanjahu ist für die Hungersnot im Gazastreifen verantwortlich.“
Zur verlogenen und heuchlerischen westlichen Außenpolitik bemerkt Lafontaine: „Wenn die Lüge zur Wahrheit wird, wird auch das Handeln zur Lüge. Wie gerne würde man dankbar anerkennen, dass westliche Staaten, darunter die USA und Deutschland, jetzt Nahrungsmittel im Gazastreifen abwerfen. Aber wenn sie gleichzeitig Waffen liefern, mit denen die Palästinenser ermordet werden und mit denen ihr Land immer unbewohnbarer gemacht wird, dann ist diese Heuchelei und Verlogenheit kaum noch zu überbieten. Außerhalb der NATO-Staaten erntet die deutsche Außenpolitik, zu Zeiten des Bundeskanzlers und Friedensnobelpreisträgers Willy Brandt in aller Welt hochgeschätzt, nur noch Verachtung.“
Zum Verhältnis von Geschichte und Lüge schreibt Lafontaine: „Napoleon wird das Zitat zugeschrieben, dass die Geschichte die Summe der Lügen ist, auf die sich die Mehrheit verständigt hat. Die Lügen, auf die sich die USA mit ihren Vasallen und die deutschen Kriegsbefürworter im Ukraine-Krieg verständigt haben, beruhen auf der Leugnung von Tatsachen, deren Wahrheitsgehalt jeder überprüfen kann. Seit den Neunzigerjahren haben die amerikanischen Strategen Zbigniew Brzezinski, Henry Kissinger und George Friedman dafür geworben, die osteuropäischen Staaten einschliesslich der Ukraine zu US-Vasallen zu machen und ein Zusammengehen deutscher Technik mit russischen Rohstoffen zu verhindern, um die Vorherrschaft der USA in Europa und Asien zu sichern.
Die NATO-Osterweiterung, also das Vorrücken militärischer Einrichtungen der USA an die Grenzen Russlands, haben Gorbatschow, Jelzin und Putin unisono als mit den Sicherheitsinteressen Russlands unvereinbar abgelehnt, und die USA hatten in Person ihres damaligen Außenministers James Baker versprochen, die NATO nicht über die Grenzen Deutschlands auszuweiten. „Not an inch”, so wörtlich auch mir gegenüber, als ich ihn 1990 als Kanzlerkandidat der SPD besuchte.“
Es ist ein langer Artikel, der detailreich schildert, wie durch Weglassen, verkürzte Berichterstattung und Verdrehung von Tatsachen MSM und Politik eine Pseudowirklichkeit konstruieren, die nur deshalb nicht sofort erkennbar wird, weil sie von allen Mainstreamparteien und -medien unisono vertreten wird. Vaclav Havel hat in seinem Essay „Versuch, in der Wahrheit zu leben“ geschildert, wie die Pseudowirklichkeit zu Zeiten des osteuropäischen Pseudosozialismus durch die Gleichschaltung von Politik und Medien zustande kam. Er prognostizierte schon damals in den 1990er Jahren, daß in den westlichen Staaten eine gleichartige Entwicklung beginne.
In der Diskussion wurden von den Anwesenden viele bestätigende Beispiele berichtet. „Nur Quellen außerhalb der Medien sind glaubwürdig“, war ein Beitrag zur Diskussion über die wahren Fakten über Waffenlieferungen, die nur von Instituten wie SIPRI und Friedensinitiativen wirklichkeitsgetreu geliefert würden, weil deren Angaben nicht von politischen Interessen und Vorlieben verfälscht würden. Ein anderer verwies auf die völlig falsche Darstellung der ukrainischen Maidan-Geschehnisse im Jahr 2014. Nachdem die Gerichtsunterlagen inzwischen frei gegeben wurden, weiß man jetzt, daß Demonstranten nicht von der Polizei, sondern von Killern erschossen wurden, die von den Putschisten angeheuert wurden. Das ganze Maidangeschehen sei eine false-flag-Aktion gewesen, die von der damaigen US-Diplomatin Victoria Nuland aus der amerikanischen Botschaft heraus gesteuert wurde. Ziel dieses von der USA inszenierten Staatsputsches sei es gewesen, den demokratisch gewählten Staatspräsidenten Viktor Janukowitsch zu beseitigen, weil er sich nicht gegen Rußland in Stellung bringen ließ.
Die Anwesenden wollen in diesem Stil weitermachen. Zur nächsten Veranstaltung am 23.05.2014 werden sie einen ehemaligen Bundeswehroffizier einladen, der aus seiner Insidersicht über die Kriegspolitik der herrschenden Politik berichten wird. Als gemeinsames Motto ihres friedenspolitischen Tuns wählten sie „Die Waffen nieder“.
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