Mich hat vor ein paar Jahren ein Redakteur der Bayreuther Lokalzeitung "Nordbayerischer Kurier" bei einem gelegentlichen Treffen gebeten,
ich solle ihm doch bitte Bescheid geben, wenn ich mal eine Geschichte
habe, die zum Veröffentlichen im Kurier tauge. Die Medienleute sind halt ständig auf der Jagd nach Geschichten, es kommen nicht genug von selbst zu ihnen. Ein MainstreamMedium einfach mal mit weniger Umfang auf den Markt zu bringen, geht nicht. Es muß jeden Tag voll werden, nur so ist es umsatztauglich. Medienmachen ist im Kapitalismus gar nicht so einfach. "An nachrichtenarmen Tagen richten die Redaktionen den Blick auch auf
weniger bedeutsame Themen und stellen die Frage: Was kann man daraus
machen?", sagt Stephan Russ-Mohl, Direktor des Europäischen
Journalismus-Observatoriums (EJO) in Lugano, dazu.
Wer wirklich das endgültige Aus der letzten drei Atomkraftwerke hätte verhindern wollen, hätte das vor mindestens drei Jahren tun müssen. Nach allgemeinem politischen Verständnis wäre dieser Zeitpunk, zumindest aus heutiger Sicht, auch günstiger gewesen; denn damals regierte keine Ampelregierung, in der die Energiepolitik von den Pseudogrünen besetzt ist, sondern eine schwarzrote Koalition, deren beide Parteien eher mit Atomkraftwerken leben können als die Pseudogrünen. Die Gründe für den genannten vergangenen Zeitpunkt sind leicht zu verstehen (Atomkraft weltweit auf dem absteigenden Ast), hier nur eine kleine Auswahl:
- AKW sind nicht für den Betrieb in der Reserve ausgelegt. Das Wiederanfahren ist schwierig und langwierig.
- Die Betriebsgenehmigungen sind erloschen und müssten aufwendig erneuert werden. Das kann unter Umständen Jahre dauern.
- Viele bisherige Mitarbeiter haben sich neue Jobs gesucht. Neue Mitarbeiter müßten erst einmal gefunden und ausgebildet werden.
- Brennstäbe müssten vorgehalten werden bzw. zunächst einmal bestellt und produziert werden, was ein bis zwei Jahre dauern kann.
- Das Uran deutscher AKW kommt wie auch das der französischen aus Russland, man würde also gerade bei der deutschen Atomenergie-Erzeugung weiter abhängig von Russland bleiben, entgegen der eigenen russophoben Ideologie.
- Die weltweiten hinreichend gesicherten Uranvorräte reichen noch 25 Jahre oder für einen dreifach höheren Preis noch 47 Jahre (Uran als Kernbrennstoff). Ein weiterer Zubau von AKW ist von daher Blödsinn.
Diese Fakten sind sowohl den Politikern als auch den Medienleuten bekannt. Wenn also ein Politiker wie Markus Söder plötzlich den Weiterbetrieb von AKW befürwortet, womöglich unter der Regie des bayerischen Staates, ist das nicht ernst gemeint. Er weiß nur, daß dieses Thema bei der unwissenden Mehrheit des Wahlvolkes zur Zeit populär ist und nützt dies durch seine faktenfreie Demagogie aus. In diesem Jahr stehen schließlich Landtagswahlen an. Die Medien, dankbar für ein emotionsgeladenes Thema, das sie sogar mehrfach ausschlachten können, greifen das skrupellos auf; denn nicht seriöse Berichterstattung und Fakten zählen in der heutigen Propagandafront, sondern einzig und allein Umsatz, Umsatz, Umsatz.
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