Hier in Bayreuth hat die CSU eine Wahlkampfveranstaltung im Sportstadion "Hans-Walter-Wild-Stadion" durchgeführt. Damit holte sie die Politik dorthin, wo sie heutzutage zuhause ist. Es geht bei den Wahlkämpfen der Parteien schon lange nicht mehr um politische Inhalte. Die werden einem entpolitisierten Publikum schon deshalb nicht mehr zugemutet, weil es daran gar nicht mehr interessiert ist. Es geht, wie beim Sport, um den Wettbewerb an sich, um die Show und darum, wer gewinnt. Auch die Sprache, in der die Staatsbürgerlein von den Wettbewerbern sprechen, hat sich dem angepasst. Sie sprechen nicht davon, daß sie die soziale Politik der Partei A oder die ökologische Politik der Partei B bevorzugen, weil sie für diese bestimmten inhaltlichen Positionen stehen. Stattdessen sprechen sie von den "Schwarzen", den "Roten", den "Gelben" und den "Grünen" und wer bitte gewinnen soll. Diese Zuordnung ist also nominal abstrakt und wird bis in alle Ewigkeit beibehalten, auch wenn sich die konkrete Politik der jeweiligen Partei längst, wie bei der SPD von rot respektive links nach reaktionär, fundamental geändert hat.
Statt Fußballengland gegen Fussballdeutschland spielen halt die Schwarzen gegen die Roten usw. Anker ihrer Sympathie sind Personen, die öffentlich für die jeweilige Farbe bekannt sind, so wie Lewandowski für Bayern München steht und Haaland für Borussia Dortmund. Auch die Personen verbinden sie nicht mit deren inhaltlichen Politikprofilen. Die kennen sie sowieso nicht. Sie wissen auch nichts von vergangenen Skandalen und Schweinereien, die der eine oder die andere der PolitikerInnen begangen hat. Wenn man darauf hinweist, gehen sie uninteressiert darüber hinweg. Oberflächliche oder gar äußerliche aktuelle Merkmale sind ihnen wichtiger. Der Laschet ist ihnen zu "lasch" und hat mal im falschen Augenblick gelacht, die "Schwarzwähler" hätten lieber den Söder gehabt. Der macht schon äußerlich mehr her und beeindruckt mit markigen Sprüchen. Den Scholz bevorzugen sie vor dem Laschet wahrscheinlich, weil er, oberflächlich betrachtet, während des laufenden Wahlkampfes noch nichts oder wenig Falsches gesagt oder getan hat. Daß er politisch einen Fake nach dem anderen produziert und in der Vergangenheit im Zusammenhang mit CumEx und dem Niederknüppeln von Demonstranten politische Schweinereien verbrochen hat, wissen sie nicht mehr. Die Baerbock hat eh keine Chance, weil sie erstens grün ist und außerdem ihren Lebenslauf aufgepeppt hat. Das ist schlimmer als einen Krieg anzufangen.
Auch den Wahlkampf selbst beurteilen sie nicht nach inhaltlichen Kategorien, sondern so, wie man ein Fußballspiel oder einen Krimi beurteilt. Er kann lasch sein, uninteressant, spannend oder ein Kopf-an-Kopf-Rennen wie beim Pferderennen. Der gegenwärtige Wahlkampf gilt als langweilig. Dafür machen sie die Hauptprotagonisten verantwortlich, so wie man bei einem langweiligen Krimi die Schauspieler der Verbreitung von Langeweile bezichtigt. Die Medien spielen das Spiel mit, weil sie so ihren Umsatz forcieren können, haben das Spiel aus dem gleichen Grund allerdings auch von sich aus als sportlichen Showwettbewerb stilisiert. Die Politiker machen es sowieso gerne mit, weil sie nach der sportlichen Politshow wieder machen können, was sie wollen. Hat ja eh keiner der wahlberechtigten Staatsbürger gesagt, was er will. Politbusiness is Showbusiness.
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