Dienstag, 11. Juli 2017

Das uralte Extremistenlied gegen das Linksböse


Eigentlich wollte ich ja nichts zu dem sagen, was da in Hamburg abgelaufen ist; denn eigentlich ist es nach dreißig Jahren politischer Praxis außerhalb und gegen den Mainstream gähnend langweilig, sich immer wieder mit den gleichen stumpfsinnigen Beschimpfungen gegen „Links“ auseinandersetzen zu müssen. Es sind ja auch nie wohlformulierte Argumente, sondern armseliges Gekeife, mit dem Ordnungswidrigkeiten und Straftaten dem linken Lager zugeordnet werden. Doch man muß den Ekel vor dem ermüdenden antiintelligenten Gekeife überwinden und doch was sagen. Wenn man es unwidersprochen lässt, landet man möglicherweise schneller als man denkt in einem autokratischen Polizei- und Überwachungsstaat, was dann auch für einen Rentner sehr unbequem sein könnte. Die PolitikerInnen und die Polizei, mit ihrem neuen Bluthund Noske, offiziell Dudde genannt, an der Spitze, taten in Hamburg einiges dafür, dies wieder zu ermöglichen.

Für die, die jetzt wieder von Linkschaoten, Linksradikalen und Linksextremisten schwadronieren, ist „Links“ ein Begriff für das Böse schlechthin und ein Hassbegriff gegen alle, die man nicht zur eigenen Horde rechnen will. Ich glaube nicht, daß auch nur einer von denen, die das Anzünden eines Mülleimers durch „Linke“ für schlimmer finden als das Anzünden von Asylantenheimen durch „Rechte“, die Frage, was links eigentlich ist, rational beantworten könnte. Man braucht dazu, ich gebe es zu, auch eine zumindest normal entwickelte Intelligenz. 

Links sein heißt für mich, das unbrauchbar oder ineffizient gewordene Alte zu kritisieren und das als brauchbarer empfundene Neue zu fordern und nach Möglichkeit auch umzusetzen. Es heißt, die Welt mit einem geistigen Horizont anzuschauen, der weiter ist als der geografische Horizont von Bewohnern eines engen Alpentales. Linke geben sich nicht damit zufrieden, daß sich einige wenige Gierschlünde die ganze Welt aneignen, damit ihr Luxusleben finanzieren und die Armen der ganzen Welt in ihrem Elend allein lassen. Sie geben sich auch nicht damit ab, daß die gleichen Gierschlünde ungestraft die Lebensgrundlagen dieses Planeten zerstören. Wenn sie dagegen kämpfen, denken sie aber vorher darüber nach, mit welchen Aktions- bzw. Politikformen sie erfolgreich sein könnten. Autos und Mülleimer anzünden und Steine schmeißen können schon deshalb keine erfolgreichen Aktionsformen sein, weil sie die Bevölkerung, die man gewinnen muß, um das brauchbarere Neue erreichen zu können, eher abstößt als gewinnt. Und sie berücksichtigen die gesellschaftlichen und die konkreten Kräfteverhältnisse. Wer mit Zwisteln, Flaschen und/oder Steinen gegen gut geschützte und bürgerkriegsmäßig gerüstete Polizisten anrennt, hat über Kräfteverhältnisse eher nicht nachgedacht. Die, die das tun, sind also keine Linken. Was sie tun, sind Ordnungswidrigkeiten oder sogar Straftaten, aber keine politischen Aktionsformen. Sie gleichen in dem, was sie tun, mehr den Hooligans, die bei Fußballspielen randalieren.

Sie sind allerdings auch nicht mit jenen Weltbrandstiftern zu vergleichen, die in den klimatisierten Räumen der Hamburger Messehallen berieten, wie man weiter ungestraft Mensch und Umwelt ausplündert, die Klimakatastrophe nährt, völkerrechtswidrige Kriege führt, Menschen mit Drohnen und anderen geeigneten Mordwerkzeugen umbringt, die Ressourcen anderer Völker raubt, die Meere leerfischt und das Artensterben beschleunigt. Gegenüber dieser globalen Mafia, auch G 20 genannt, wirken organisierte Steineschmeißer wie ein wohltätiger Verein zur Unterstützung verarmter Taschendiebe. Von der Zusammenkunft dieser mörderischen Mafia war in den Mainstreammedien nur am Rande die Rede; denn stattdessen von den Randalen auf den Straßen zu reden, stärkt die G 20–Mafia. Und das ist anscheinend der eigentliche Auftrag der Mainstreammedien.

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