Montag, 30. Januar 2023

Machtergreifung versus Machtübergabe

 

"Drei Tage nach dem Holocaust-Gedenktag vom 27. Januar jährt sich auch der Tag, an dem Deutschlands dunkelstes Kapitel begann: Am 30. Januar 1933 wurde Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt. Zum 90. Jahrestag der Machtergreifung veröffentlicht der Kurier noch einmal einen Artikel, den der frühere Kurier-Reporter Fred Behmel 1983 aus Anlass des 50. Jahrestages im Rahmen einer Zeitungsserie verfasst hat (Mit Fackelschein und Jubel begann der Tag des Irrsinns)". So schreibt es der Kurier am 30.01.2023 in einem neu veröffentlichten Artikel von 2013. Bemerkenswert daran ist der Begriff "Machtergreifung", den der bürgerliche Mainstream in diesem Zusammenhang gerne verwendet; denn das klingt so, als habe das bürgerliche Deutschland ohne Schuld die Macht an die Faschisten abtreten müssen. Das ist falsch. Die Macht bzw. ein Teil der Macht wurde vom bürgerlichen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg an den Faschisten Adolf Hitler übergeben, indem er ihn zum Reichskanzler ernannte. In dieser ersten von Hitler geführten Regierung waren nur drei Minister auch NSDAP-Mitglieder, Mitglieder bürgerlicher Parteien und Parteilose stellten die große Kabinettsmehrheit. Diese Konstruktion war von den bürgerlichen Kräften gedacht, Hitler "im Zaum" zu halten. Das ging zwar im späteren Verlauf schief, aber der Begriff "Machtergreifung" ist jedenfalls erstunken und erlogen.

Medien, die nicht zum Mainstream gehören, stellen es richtig dar. So schreiben beispielsweise die Nachdenkseiten am gleichen Tag von "Machtübernahme" (https://www.nachdenkseiten.de/?p=93176), der Freidenkerverband von "Machtübergabe" (https://www.freidenker.org/?p=15068) und das Migazin von "Machtübertragung" (Hitler aus Hinterzimmern an die Macht). Alle drei Begriffe sind akzeptabel und alle drei Artikel sind sehr empfehlenswert, weil sie das falsche Geschichtsbild des Mainstreams korrigieren. Lernen kann man daran auch, wie die Mainstreammedien in Kooperation mit der bürgerlichen Politik falsche Weltbilder erzeugen und vermitteln, um die Bürgerkinderchen im Framing-Freigehege zu halten; denn wenn sie die korrekten Informationen erlernen, fliehen sie womöglich aus dem Freigehege in die Freiheit.

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