Mich verbindet mit dem Thema „Nationalsozialismus, Wagner, Houston Stewart Chamberlain und Bayreuth“ eine kleine Geschichte. Die seit 1937 existierende Chamberlain-Straße wurde das erste Mal 1947 umbenannt, dann 1958 eine neue Straße wieder nach Chamberlain benannt, dann aber 1989 der Furtwängler-Straße zugeschlagen. Die letzte Umbenennung, mit der auch eine symbolische Aberkennung der Ehrenbürgerwürde für Adolf Hitler und Chamberlain verbunden war, wurde von mir beantragt. An die heftige und teilweise geradezu hasserfüllte Debatte darum im Bayreuther Stadtrat kann ich mich noch erinnern. Sie und die zweimalige Anbiederung an den Wagnerclan machte mir das zwiespältige Verhältnis der Bayreuther „Elite“ zu oben angeführtem Thema sehr klar. Ich war entsetzt.
An dieser nicht eindeutigen Ablehnung des Nationalsozialismus, sobald es dabei auch um den Wagnerclan geht, hat sich offensichtlich nichts geändert. Der Bayreuther Stadtrat tat sich auch diesmal schwer, die Einrichtung eines NS-Dokumentationszentrums im Chamberlain-Haus zu genehmigen. Die Gründe, die dagegen vor allem von Teilen der SPD, der Pseudogrünen und der Bayreuther Gemeinschaft vorgetragen wurden, waren angesichts der historischen Tragweite einer solchen Entscheidung für Bayreuth fadenscheinig – oder scheinheilig. Die Gegner sprachen sich im Kulturausschuss am 22.04.2024 gegen das NS-Dokumentationszentrum aus, weil Bayreuth doch gerade jetzt so viele Projekte zu stemmen habe und der Unterhalt des Dokumentationszentrums permanent Geld kosten werde. Der Begriff „Krämerseele“, der von irgendjemand für diese Haltung genannt wurde, war eine beschönigende Formulierung.
Doch die Gegner mit den Krämerseelen bekamen mächtigen Gegenwind nach der Sitzung des Kulturausschusses. Nicht nur die ganze Bayreuther Kulturszene sprach sich für das NS-Dokumentationszentrum aus, auch überregionale Stimmen wurden befürwortend deutlich. Dem konnten auch die krämerseligen Gegner nicht widerstehen. Sie gaben in der entscheidenden Sitzung des Stadtrates am 25.06.2024 ihren Widerstand kleinlaut auf und stimmten auch für den Fortgang der Planung. Auch wenn Stadtverwaltung und Nordbayerischer Kurier es so darstellten, daß den Gegnern die Krämerseelen gestreichelt wurden, geändert hat sich an der Planung so gut wie nichts. Was ein NS-Dokumentationszentrum in Bayreuth zu leisten hat, ist vollkommen klar.
Dazu gehört auch die Auseinandersetzung mit Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung, wie der Kulturreferent Benedikt Stegmayer in seiner Stellungnahme vor dem Stadtrat bemerkte. Wenn eine solche richtige Bemerkung aber aus dem Mainstream kommt, werde ich misstrauisch. Nur allzu oft ist das Denken dahinter mit Antisemitismus, Diskriminierung und Rassismus verbunden.
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