Wenn er nicht selbst so selbstherrlich und
beratungsresistent daherkäme, könnte einem der SPD-Siggi richtig leidtun. In
seiner obsessiven Sucht, alles zu personalisieren, lastet ihm der gewöhnliche Journalismus die Misere der
deutschen Sozialdemokratie fast alleine an. Nur glaubt denn wirklich jemand,
die Umfragewerte der SPD würden deutlich steigen, wenn man nur die Figur an der
Spitze austauscht?
Es ist schon mal unlauter, den jetzt zwanzigprozentigen
Wähleranteil der SPD mit jenen erreichten Werten zu vergleichen, als es noch
keine drei, sondern nur eine deutsche sozialdemokratische Partei gab. Summiert
man die Forsa-Umfragewerte vom 13.4.2016 von SPD, Die Linke und Grünen, kommt
man auf 21+9+14 = 44 %. Bei der letzten Bundestagswahl 2013 waren es 25,7+8,6+8,4
= 42,7 %. Und als das letztemal ein Sozialdemokrat im Jahr 1998 Kanzler wurde, waren
es 35,1+5,1+6,7 = 46,9 %. Im Jahr 1972,
als Willy Brandt auf einer Welle nationaler Begeisterung zum Kanzler gekürt wurde, erreichte die SPD einen
Wähleranteil von 48,9 %. Das sind gerade
mal 2 % mehr gegenüber dem 1998er Ergebnis von SPD + Linke + Grünen. Auffällig
ist, daß die SPD weiter zugunsten der
Linken und der Grünen Wähleranteile verliert. Hier rächt sich das „Outsourcing“
des grünen und des linken Parteiflügels, chaotisch inszeniert unter Führung der
ehemaligen Parteigranden Helmut Schmidt und Gerhard Schröder. Mit diesem
Abstoßen ungeliebter und unbequemer, aber geistig frischer und beweglicher
Mitglieder*innen hat die SPD ihre Zukunftsfähigkeit verspielt.
Übrig geblieben ist ein Haufen orientierungsloser
Kleinbürger, der in seiner traditionell panischen Angst vor allem Linken sowohl
2005 als auch 2013 nicht die Chance nutzte, mit einer linken Mehrheit die
Regierung zu stellen. Union plus FDP hatten nur 2009 eine Mehrheit gegenüber
einer möglichen linken Dreierkoalition. Die Zahlen im Einzelnen:
2005: SPD + PDS + Grüne: 34,2+8,7+8,1 = 51%;
Union + FDP: 35,2+9,8=45%
2009: SPD + Die Linke + Grüne: 23+11,9+10,7=45,6%;
CDU + FDP: 33,8+14,6=48,4%
2013: SPD + Die Linke + Grüne: 25,7+8,6+8,44
= 42,7%; Union: 41,5%
Vergeigt hat diese zweimalige Chance nicht nur die SPD,
sondern mit ihr im Bunde die inzwischen ebenso antilinke grüne Partei. Solange
das so ist, macht es nicht einmal Sinn zu wählen. Das gilt vor allem für die
SPD. Die ist ersichtlich am Ende.
Aktuell ist eine linke Mehrheit nur noch illusorisch (Umfrage 13.4.2016: SPD
+ Die Linke + Grüne 21+9+14 = 44%; Union + FDP +
AFD 34+7+10 = 51%). Selbst wenn die bürgerlichen
Parteien nicht mit der AFD koalieren wollen, bleibt nur die große Koalition
Union + SPD oder eine schwarzgrüne Koalition, eventuell unter Einschluss der
FDP. Schon in dieser Konstellation spiegelt sich die massive Verschiebung des
Wählerverhaltens nach rechts. Sichtbar wird diese Rechtsverschiebung aber auch
an der grünen Partei, die sich inzwischen zu einer grün angestrichenen FDP
entwickelt hat und vor ihrer Kretschmannisierung steht, was sie noch weiter
verbürgerlichen wird. Links hat
zumindest vorläufig ausgespielt.
Die Gründe für dieses Abgleiten ins machtpolitische Abseits
darf man nicht nur im Vergeigen von Wahlchancen suchen, sie liegen tiefer. Hier
spielen die zunehmende Verunsicherung der Menschen über die politische,
ökonomische und ökologische Entwicklung der Menschenwelt und das Fehlen einer
glaubwürdigen Alternative zum nihilistischen Neoliberalismus zusammen. Die
traditionelle Linke ist in ihren alten Glaubensgewohnheiten und Orientierungen
stecken geblieben, die Welt hat sich davon weg entwickelt.
Die SPD hat eigentlich, aus ihrer reformistischen Sicht auf
die Welt, in dieser Legislaturperiode nichts falsch gemacht: Mindestlohn, Rente
mit 63 für langjährig Beschäftigte, Frauenquote in Aufsichtsräten und andere
kleine Veränderungen wurden von ihr durchgesetzt. Genützt hat es ihr bei den
Wähler*innen nichts, die Umfragewerte sanken trotzdem. Die Botschaft ist klar:
In einer Zeit, in der große Umwälzungen
anstehen oder schon geschehen, ist das Verharren in kleinkrämerischem
Reformismus nicht so attraktiv.
Schlechte Nachrichten von der Welt
Die Wirtschaftskrise 2008/2009 war ökonomisch wie
ideologisch ein tiefer Einschnitt. Die neoliberale Verheißung von ewigen
Wachstumsraten, von immer mehr Wohlstand und einer schönen neuen Finanzwelt, in
der das Geld für einen arbeitet, fiel in sich zusammen, als hätte jemand mit
einer Nadel in einen aufgeblasenen Luftballon gepiekst. Die Einkommen der
Reichen und Superreichen explodierten im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts
bis heute, die kleinen und mittleren Einkommen sanken oder stagnierten, so daß
die soziale Ungleichheit unter neoliberaler Hegemonie nicht eingeebnet, sondern gigantisch vergrößert
wurde.
Eurostat gibt für den Zeitraum 2004 – 2014 und die 28
EU-Länder eine durchschnittliche Wachstumsrate des Bruttoinlandsproduktes von
0,9 % an. In Europa, heißt das, gibt es kein wirtschaftliches Wachstum mehr.
Deutschlands Wirtschaft wächst nur noch auf Kosten der übrigen EU-Länder. Das
macht die immer noch übliche Wachstumserzählung der rechten und linken Parteien
zum Märchen, wie das von des Kaisers neuen Kleidern. Und nicht nur die Ökonomen
fürchten, daß die Stagnation der Weltwirtschaft anhalten wird. Wahrscheinlich
ist es auf jeden Fall, weil 0,9 % Wachstum außerhalb der 3 Ausnahmejahrzehnte
nach dem 2. Weltkrieg schon immer Durchschnitt waren.
Auch die neuere Erzählung vom grünen Wachstum, die
inzwischen nicht nur von den Grünen, sondern auch von Weltinstitutionen wie UN,
IWF und Weltbank propagiert wird, taugt nichts. Die Entkoppelung von Wachstum
und Ressourcenverbrauch, die dieser Erzählung zugrunde liegt, hat noch nie
funktioniert und funktioniert auch jetzt nicht. Das hat inzwischen auch das
Wuppertaler Institut eingesehen. Es predigt nicht mehr nur Effizienz, also
grünes Wachstum, sondern auch Suffizienz: Postwachstum respektive Degrowth. Das
liegt vor allem am wiederentdeckten Reboundeffekt, der in verschiedener Weise
die theoretische Effizienzsteigerung in der Praxis zumindest teilweise wieder
zunichtemacht. So sind moderne Verbrennungsmotoren effizienter als noch vor 30
oder 40 Jahren. Ein VW-Käfer mit einem solchen Motor würde wahrscheinlich unter
3 l Sprit pro 100 km brauchen. Weil aber die Effizienzsteigerung durch
Gewichtserhöhung (SUV statt Käfer) und mehr PS (140 PS statt 30) vernichtet
wurde, brauchen moderne Automobile etwa genauso viel Sprit wie einst der VW
Käfer. Und bevor nur mit grünem Wachstum die Welt gerettet worden ist, brauchen
die New Yorker nicht mehr Landfahrzeuge,
sondern Boote zum Fortbewegen in ihrer Stadt.
Ebenso verlogen wie „Green New Deal“ ist die Erzählung vom
Klimawandel. Wandel klingt so richtig schön nach Evolution in langen
Zeiträumen. Tatsächlich werden Menschen auf pazifischen Inseln, in der
Sahelzone, der arabischen Halbinsel und sonst wo ihre Heimat bald verlassen
müssen. Das nenne ich nicht „Wandel“, sondern Katastrophe. Allein auf der
arabischen Halbinsel leben zurzeit 60 Millionen Menschen.
„Die Bourgeoisie kann
nicht existieren, ohne die Produktionsinstrumente, also die
Produktionsverhältnisse, also sämtliche gesellschaftlichen Verhältnisse
fortwährend zu revolutionieren. Unveränderte Beibehaltung der alten
Produktionsweise war dagegen die erste Existenzbedingung aller früheren
industriellen Klassen. Die fortwährende Umwälzung der Produktion, die
ununterbrochene Erschütterung aller gesellschaftlichen Zustände, die ewige
Unsicherheit und Bewegung zeichnet die Bourgeoisepoche vor allen anderen aus.
Alle festen eingerosteten Verhältnisse mit ihrem Gefolge von altehrwürdigen
Vorstellungen und Anschauungen werden aufgelöst, alle neugebildeten veralten,
ehe sie verknöchern können.“ (Marx/Engels, Kommunistisches Manifest). Dies
genau ist die wahrhaftige Erzählung von der „Industriellen Revolution“, die
entgegen des gewohnten bürgerlichen Sprechs eben nicht in der ersten Hälfte des
19. Jahrhunderts zu Ende ging, sondern immer noch dauert. Als nächstes wird die
vollständige Digitalisierung der Produktion und, noch tiefgreifender, der
Einzug der Künstlichen Intelligenz die Produktionsverhältnisse revolutionieren.
Ohne die Wachstumsraten der Ausnahmejahrzehnte nach dem 2. Weltkrieg wird das globale
Heer der „Überflüssigen“, von denen Philosophen wie Zygmunt Baumann und
Achilles Mbembe heute schon sprechen, gigantisch wachsen. Die pauschale Erzählung
vom Fachkräftemangel in Deutschland ist eine Mär. Zählt man die offiziell Arbeitslosen,
die Empfänger von Arbeitslosengeld II (Hartz IV) und die Teilzeitbeschäftigten,
die eigentlich eine Vollzeitbeschäftigung wollen, zusammen, kommt man auf etwa
9 Mio. fehlende Arbeitsplätze. Es mangelt am Willen eines großen Teiles der
Wirtschaft, diese Menschen zu qualifizieren.
Es gibt schon Wachstum: Die Zahl der gefallenen Staaten („failed
states“) nimmt zu. Terror, Rechtsextremismus und Faschismus verbreitern sich in
Zahl und Raum. Die globale Armut wird größer und schlimmer, die „Inseln des
Wohlstands“ (Francois Mitterand) dafür kleiner und weniger. Die Zahl der
Heimatvertriebenen wächst rasant. Um sie fernzuhalten, hat die EU unter
deutscher Führung ein rassistisches Grenzregime errichtet. Allüberall sieht man
Krisen, Krieg und Bürgerkrieg. Die globalen
Eliten ersaufen in ausufernder Korruption und verbarrikadieren sich in immer
mehr eigenen Wohnquartieren („gated communities“). Die Menschen verharren in
ihren Gewohnheiten, ihrer Religion und/oder Ideologie, ihren Vorurteilen, in
Borniertheit und Ignoranz (frei nach Jared Diamond, „Kollaps“). Ist das die
Endzeit des Kapitalismus oder der globalen Zivilisation oder der Menschheit überhaupt?
Schau´n wer mal.
Gute Nachrichten von der Welt
Das Ende des Kapitalismus wird neuerdings von der Deutschen
Bank beschworen: „Wissenschaftler und Finanzexperten schlagen Alarm: Der
Klimawandel wird nicht nur zu Natur-, sondern auch zu Finanzkatastrophen
führen. Damit Anleger nicht gewaltige Verluste einfahren, sollten sie auf
Impact Investing umsteigen, z.B. mit Ethikfonds. Laut einer in der renommierten
Fachzeitschrift Nature Climate Change veröffentlichten Studie lassen häufigere
Naturkatastrophen wie Dürreperioden, Überschwemmungen, Hitzewellen und
hierdurch ausgelöste Flüchtlingsströme das weltweite Wirtschaftswachstum schmelzen.
Davon wird auch die Performance von Wertpapieren beeinträchtigt, sogar
erheblich. Im schlimmsten Fall - wie von den Finanzmarktaufsichtsbehörden bei
Stresstests angenommen - könnten die Verluste sogar 24 Bio. US-Dollar
übersteigen. Dies würde 17 Prozent der gesamten globalen Finanzvermögenswerte
entsprechen und zu einem Kollaps der Weltwirtschaft führen“ (Prognose
Deutsche Bank).
Es ist allerdings falsch anzunehmen, ein solcher Kollaps
würde quasi automatisch das Ende des Kapitalismus besiegeln. Die amerikanischen
und europäischen Großkonzerne sind gerade dabei, mit TTIP und CETA ihre ökonomische Dominanz mithilfe völkerrechtlich
verbindlicher Regeln endgültig in politische Herrschaft über die Welt zu
verwandeln. Falls dieser Putschversuch gegen Demokratie und Selbstbestimmung
der Völker diesmal scheitert, werden sie es immer wieder versuchen. Mit sozialdemokratischem
Reformismus würde man diese Herrschaft nicht wieder beseitigen können. Wer den
Kapitalismus los werden will, muss ihn aktiv in die Tonne treten.
Anfang des 20.Jahrhunderts entschied sich die
Sozialdemokratie noch unter Bebel, das Warten auf den Zusammenbruch des
Kapitalismus zugunsten einer reformistischen Politik im Rahmen des Kapitalismus
aufzugeben. Das war eine verständliche Entscheidung, weil die damalige
Gründerzeit endlos zu dauern schien. Der dynamische Kapitalismus dieser Zeit
war überaus erfolgreich, die sozialdemokratischen Gewerkschaften konnten auch
für die abhängig Beschäftigten soziale Verbesserungen erkämpfen. Heute sieht es
anders aus. Es ist an der Zeit, diese Wende zum Reformismus zu revidieren. Das
heißt nicht, daß man zu den damaligen, an Marx, Engels, Bebel und anderen
angelehnten Zukunftsvorstellungen zurückkehren kann. Sie sind obsolet geworden. Die Linke kann
eine gesellschaftliche Hegemonie nur zurückerobern, wenn die alten zugunsten
neuer Konzepte aufgegeben werden.
Es geht in erster Linie um die Hinwendung zu Lebensformen,
die nicht mehr mit weiter, größer, schneller, neuer und immer mehr von Allem
verbunden sind. Wenn die Produkte wieder langlebiger werden und leichter zu
reparieren, sinkt sowohl der Energieverbrauch bei der Herstellung als auch der
Verbrauch von Ressourcen. Niemand braucht ein neues smartphone, nur weil die
eingebaute Kamara dann nicht mehr 12, sondern 15 Mio. Pixel scharf ist. Und
möglicherweise kann man immer mehr Änderungen zukünftig über Software-Updates
erledigen. In Zeiten der IT ist es leicht, Tausch- und Leihringe aufzubauen,
damit man nicht mehr jedes Gerät, das man braucht, selber kaufen muß. Und wenn
die individuelle Erwerbsarbeitszeit auf 15 oder weniger Wochenstunden reduziert
wird, bleibt wieder mehr Zeit fürs Selbertun: urban gardening, Kindererziehung,
Pflege von Angehörigen, Handwerkliches, Kunst. Die Stichwörter, die dafür
stehen, sind solidarische Ökonomie, Postwachstum, buen vivir,
Gemeinwohlökonomie und Commons. Wer auf dieser vielfältigen Basis eine
postkapitalistische Politikalternative aufbaut, wird zunächst eher nicht über
die 5-%-Hürde kommen. Aber wenn die Gründer*innen der Grünen so gedacht hätten,
würde Kretschmann heute nicht regieren (was vielleicht besser wäre). Außerdem
wäre zunächst einmal die Frage zu diskutieren, ob man überhaupt (gleich)
parlamentarisch werden will.
Wer mit dem Herunterfahren der erwerbswirtschaftlichen
Produktion argumentiert, wird sehr schnell mit dem immer gleichen Satz
konfrontiert: Aber wir brauchen doch Arbeitsplätze. Doch in Wirklichkeit geht
es darum, die volkswirtschaftliche Nachfrage durch ein ebenso großes Angebot zu
decken. Sinkt diese Nachfrage, weil beispielsweise die Produkte langlebiger
geworden sind, kann auch das Angebot entsprechend sinken. Mit dem Angebot und/oder
der Arbeitsproduktivität sinkt oder steigt auch die für seine Produktion
notwendige gesamtgesellschaftliche Arbeitszeit. Bisher wurde die Verkürzung der
individuellen Arbeitszeit zulasten der Beschäftigten gelöst, zum Beispiel durch
Umwandlung von Voll- in Teilzeitarbeitsstellen ohne Lohnausgleich. Nimmt man
alle Beschäftigungsarten zusammen, ist die durchschnittliche individuelle Wochenarbeitszeit
in den letzten 20 Jahren von etwa 35 auf 29 Wochenstunden gesunken, verursacht
durch das Zurückbleiben des Wachstums gegenüber der Arbeitsproduktivität. Das
hätte auch durch eine allgemeine Arbeitszeitverkürzung auf 29 Wochenstunden mit
vollem Lohnausgleich gelöst werden können. Dazu muß nur das Geld wieder auf
seine ursprüngliche Funktion als Tauschmittel zurückgeführt werden. Das
Geldvolumen, so steht es in volkswirtschaftlichen Handbüchern, muß dann dem
Wert des Gesamtangebotes entsprechen, zur Vermeidung von Inflation respektive
Deflation. Die Verwirrung in den Köpfen ist entstanden, weil im Kapitalismus
das Geld nicht nur Tauschmittel, sondern auch Kapital ist und von den Dagobert
Ducks, den Reichen und Superreichen, gehortet
und/oder in wachstumsarmen Zeiten zum Zocken verwendet wird. Die Revolution muß (nur) in den Köpfen stattfinden.
Jedem einigermaßen intelligenten Menschen dürfte klar sein,
daß eine solche Politik international orientiert sein muß. Postkapitalismus in
einem Land, um eine uralte Argumentation wieder aufzunehmen, wird eher nicht möglich
sein. Die gute Nachricht dazu aus Wikipedia (G
20): „In den in der G20 direkt oder indirekt vertretenen Staaten
erwirtschaften zwei Drittel der Weltbevölkerung rund 90 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts (BIP) und bestreiten 80
Prozent des Welthandels.“ Es sind, wenn man
weniger wichtige Schwellenländer und afrikanische Vertreter abzieht, in Wirklichkeit
nur 14 industriell voll entwickelte Länder. Und wenn man die EU als einen wirtschaftspolitischen
Akteur betrachtet, sind es nur noch 8 Akteure. Es dürfte genügen, in diesen
acht weltwirtschaftlich dominanten Akteuren
die Menschen von einer sozialen und
ökologischen Alternative zum neoliberalen Nihilismus zu überzeugen. Die
Wahlkampagne von Bernie Sanders in den USA zeigt uns, daß selbst im Kernland
des Kapitalismus nichts unmöglich ist.
Nur mit einem glaubwürdigen und überzeugenden Politikangebot
kann die Linke die gesellschaftliche Hegemonie gewinnen. Das Zusammenführen des
konzeptlosen Herumdokterns an Symptomen, das von der SPD, der Linken und den
Grünen derzeit vorgeführt wird, leistet das nicht. Es würde nur noch mehr
Wähler*innen dazu bringen, rechtskonservativ und in einer kommenden Krise
vielleicht sogar faschistisch zu wählen. Die überzogene Dämonisierung der AFD
nützt vor allem den Parteien der Mitte:
SPD, Union, FDP, Grüne. Man macht es ihnen damit leicht, die
„Extremisten“, natürlich auf beiden Seiten des politischen Spektrums, zu
Sündenböcken für ihr Versagen zu machen. Das Spiel haben sie auch schon mit der
Erklärung des Untergangs der Weimarer Republik getrieben: Schuld daran, so die
jahrzehntelang erzählte Mär der Mitteparteien, waren die Faschisten und die Kommunisten.
Nur wurde Hitler weder von Ernst Thälmann noch von Hermann Göring, sondern von
Hindenburg, dem Reichspräsidenten der Mitteparteien, zum Reichskanzler
ernannt. Und heute sind es wieder die
Mitteparteien, die unfähig sind, die Probleme auf soziale und ökologische Art
zu lösen. Die Alternative ist ziemlich klar: Wenn wir nicht den Kapitalismus in
die Tonne treten, tritt der Kapitalismus uns in die Tonne. Prost Mahlzeit.
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